GMGM: In großer Menge machen Bohnen Mathe

GMGM: In großer Menge machen Bohnen Mathe


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Was haben tausende gleiche Eislöffel mit den natürlichen Zahlen zu tun? Und warum erfinden Kinder angesichts eines Bergs an Holzwürfeln Mathematik? Antwort darauf gibt das außergewöhnliche „Gleiches Material in großer Menge®“-Konzept - kurz GMGM - von Kerensa Lee Hülswitt.

Es ist Mitte der 1990er Jahre. Aus der Beobachtung ihrer eigenen Kinder in der Beschäftigung mit zahlreichen Pfennig-Stücken heraus entwickelt die Grundschul-Pädagogin Kerensa Lee ein völlig neuartiges Konzept: „Gleiches Material in großer Menge®“, kurz GMGM. Gemeinsam mit dem Freinet-Pädagogen Anton Strobel, der sich frischen Formen des Mathematik-Unterrichts und Lernwerkstätten widmet, wird GMGM weiterentwickelt. Und seit den frühen Nullerjahren wird es mehr und mehr als Denkwerkzeug in der Arbeit mit Kindern angewandt. Was geschieht denn nun aber dabei – und warum ist es so großartig?

Gleiches Material in großer Menge: Wenn Kinder mit Holzwürfeln mathematisch aktiv werden

Jedes GMGM-Projekt beginnt mit einer passend großen Menge (keinesfalls zu klein, jedoch auch nicht als erschlagend kapitale Masse) an Dingen von exakt gleicher Größe und Form. Die Elemente dieser großen Menge repräsentieren die natürlichen Zahlen und wie sie zueinanderstehen. Beispiele: tausende Centstücke und Eisstäbchen - oder hunderte Bausteine wie 900 Bioblos, Pappbecher oder Holzwürfel. „Gleiches Material“ bezieht sich nur auf die grundsätzliche Form, nicht etwa auf die Farbe. So eignen sich nachweislich auch Kastanien oder Muscheln für das Experiment.

Der kreativ-mathematische Prozess startet mit der Präsentation der jeweiligen Gegenstände als ungeordnetes Ganzes. Dieses wird den Kindern etwa als großer Haufen auf einem Tisch oder in einem spannend gefüllten Sack zur freien Verfügung gestellt. Und dann geht es auch schon los! Spielerisch und aus natürlichem Interesse heraus mischt sich nun Mathematik mit Kreativität: Die Kinder beginnen ganz von selbst, alleine und gemeinsam, die vorhandene Unordnung zu bearbeiten, in etwas Neues umzustrukturieren und zu kategorisieren. Übrigens sind wir von Bioblo nicht umsonst so begeistert von diesem Konzept: Schließlich glauben auch wir an die angeborene Fantasie und Kreativität unserer Kinder. Und wissen um ihre Fähigkeit, mit dem richtigen Werkzeug in der Hand all ihre Ideen selbständig umsetzen zu können. Diesen Grundgedanken fasst unser Bioblo Manifest besonders schön zusammen.

Tipp: Kindern sinnesanregende und vielseitige Lern- und Spielmaterialien anzubieten und so ihre Entwicklung bestmöglich zu unterstützen – dafür steht auch die Firma Dusyma Kindergartenbedarf GmbH. Um Kindern und Pädagogen den Zugang zum GMGM-Konzept zu erleichtern, wurden in Zusammenarbeit mit Kerensa Lee spannende und sinnliche GMGM-Materialien entwickelt. Mehr Informationen zum Konzept sowie den Materialien findet ihr daher jederzeit auf der Website von Dusyma.

Das kreative Potenzial von zahlreichen gleichen Teilen

Die Menge an gleichen Gegenständen wird als Ganzes aus vielen einzelnen Bestandteilen bestaunt. Mit den Händen wird das Ganze umgeformt, herumgeschoben, in Teilmengen zerlegt. Die Kinder beginnen instinktiv, Ordnung zu schaffen – wie den Haufen zu plätten und zu glätten, Flächen zu bilden, die einzelnen Teile offenzulegen. Das Interesse wandert weg vom großen Ganzen, hin zu den einzelnen Bestandteilen. Die Phase des Durcharbeitens beginnt: Die einzelnen Teile werden nun in ihren Eigenschaften, ihrer eigenen Funktion entdeckt. Wozu sind sie gut? Was kann damit gemacht werden? Welchen Wert haben sie? Gibt es Unterschiede zwischen den doch offensichtlich gleichen Teilen? 

Es wird sortiert und gestapelt, gezählt und verglichen. Geometrische Modelle, Zeichen und Figuren werden gelegt. Im GMGM-Konzept entwickelt sich eine starke Dynamik: zuerst in eigener Analyse, nach und nach im natürlichen Austausch mit den anderen Kindern. Lösungen werden gesucht und gefunden, Rückschlüsse gezogen. Die Ergebnisse werden dokumentiert – durch Abzeichnen, Abpausen oder Abfotografieren. Kerensa Lee hat in ihrem außergewöhnlichen pädagogischen Denk-Konzept außerdem die „Erfinder-Runden“ verankert. Hier präsentieren und interpretieren die Kinder offen, was sie bei der Beschäftigung mit dem Material für sich entdeckt oder geschaffen haben.

Hunderte Bauklötze & tausende Bohnen  – neue Strukturen & eigene Lösungen

Als mathematische Themen, die sich in der Arbeit spielerisch – und authentischer Neugier geschuldet – herauskristallisieren, gelten u.a.

  • Anzahl und Menge,

  • Reihenfolgen,

  • Zählen und Grundrechnen,

  • Formen und Körper sowie

  • Muster und Symmetrie.

Ganz wichtig beim GMGM-Konzept ist aber, dass die jungen Entdecker, ob allein oder im kindlichen Miteinander, wirklich frei von ungefragter erwachsener Einmischung arbeiten können. Die wahre Anleitung und Motivation ergibt sich rein durch das zur Verfügung gestellte Material. Die Erwachsenen unterstützen lediglich auf Wunsch (und dabei so wenig als möglich). Bei Bedarf bieten sie außerdem Hilfsmittel an, wie Behälter und Messhilfen – oder Stifte und Papier zur Dokumentation.

Wir wissen ja jetzt nicht, wie es euch geht. Aber wir sehen das selbstvergessene Spiel unserer Kinder mit Wäschekluppen und Kleingeld jetzt irgendwie mit völlig neuen Augen. Und was meint ihr? Wir freuen uns über euer ganz persönliches Feedback dazu!

Fotos: Bioblo, Shutterstock


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