Schmutziges Spielzeug - oder lieber sterile Spielsachen? Wo liegt die Grenze zwischen vertretbar und nicht mehr tragbar, wenn es um dreckige Autos, Puppen und Bausteine geht? Wir haben uns im weiten Kosmos zwischen porentief rein und riskant verschmutzt umgesehen. Und natürlich auch gleich einen praktischen Abstecher in die Welt der Reinigung von Teddy & Co. gemacht.
Glasklar: Je kleiner unsere Lieblingsmenschen sind, desto schärfer stellen wir auch die elterlichen Argusaugen. Schließlich begreifen Babys ihre Umgebung noch sehr stark mit dem Mund – und bedürfen unseres Schutzes, damit sie sich dabei nicht verletzen oder vergiften. Wie heikel sollten wir es dabei aber eigentlich mit der Sauberkeit ihrer Umgebung und Spielsachen nehmen? Und wo liegen die möglichen Risiken, wenn etwa Bausteine, Spielzeugautos, Beißringe, Stofftiere oder Bücher schmutzig sowie von verschiedensten großen und kleinen Händen abgegriffen sind?
Zwischen „Team Steril“ und „Team Schmuddel“ gibt es ja viele Abstufungen. Penible Reinlichkeit im desinfizierenden Sprühnebel trifft da auf fröhliches Schulterzucken bei Klo-Händen und Hundebussis. Und während die einen schon bei einem Husten am Telefon panisch werden, propagieren die anderen, es wäre gesund, wenn Kinder im Dreck spielen.
Also, was jetzt? Wie ist das denn nun wirklich mit Bakterien, Viren, Keimen – und Matsch?
Ist im Gatsch spielen wirklich so gesund?
Bevor wir uns dem Klassiker zuwenden, dass Dreck angeblich gesund ist, zuerst ein Ausflug in die Begrifflichkeiten, bitte. Denn es geht ja nicht primär um Sand, Schlamm, Staub und Spucke an sich. Sondern meist eher um die winzigen Lebewesen, die da drin kreuchen und fleuchen können.
Bakterien (Mikroben) sind winzigste Lebewesen, die etwa fünfzig Mal dünner als ein menschliches Haar sind. Sie waren bereits vor über drei Milliarden Jahren hier und sind offensichtlich gekommen, um zu bleiben. Und zuerst die schlechte Nachricht: Ja, so manches Bakterium ist uns weniger gut gesinnt – und verursacht Krankheiten, genauso wie andere Keime à la Viren, Parasiten oder Pilze.
Und bei den Viren bleiben wir gleich noch kurz: Ein Virus ist noch viel, viel kleiner als ein Bakterium – und ein purer Infektionserreger. In der heutigen Zeit sind Viren populärer denn je, doch auch abseits von Corona sind sie gefährliche Auslöser von Grippe, Pocken und vielen Krankheiten mehr, die wir hier jetzt aber überhaupt nicht aufzählen möchten, eigentlich.
Nun zurück zu den Bakterien – und damit auch gleich zu den good news: Zahlreiche Bakterien nämlich sind außerordentlich nützlich bis hin zu lebenswichtig für uns. Sie stärken unser Immunsystem, retten unsere Haut, sorgen für optimale Abläufe in der Vitaminversorgung und vieles mehr. Sicher habt ihr schon vom Mikrobiom gehört: Es ist der Sammelname für die rund 40 Billionen Mikroorganismen, die auf jeder und jedem von uns leben – innen wie außen. Entstehen darf dieses individuelle Mikrobiom in den ersten paar Lebensjahren eines Menschen. Bis zu einem gewissen Grad schmutziges Spielzeug kommt dieser Entwicklung also eher zugute.
Und jetzt ist der thematische Sprung in die Gatschlacke – und warum es super ist, wenn die Kleinen da drin spielen – gelungen: Denn je vielfältiger sich das Mikrobiom zusammensetzt, desto mehr wird das Immunsystem gestärkt. Eine gute Bakterienkolonie in der Darmflora und auf der Haut bringt nachweislich – und langfristig – positive Effekte für den Menschen, auf dem sie lebt. Dafür sorgen wir als Eltern nicht nur mit gesunder Ernährung. Genauso hilft es dem Kind eben auch, in den ersten Monaten und Jahren mit möglichst vielen verschiedenen Mikroorganismen im wahrsten Sinne in Berührung zu kommen. Ein kleines Hoch also auf schmutziges Spielzeug im Rahmen des Erträglichen! Denn nur so wird das ganz eigene Abwehrsystem trainiert und schön stark gemacht. Im keimfreien Haus oder in der desinfizierten Seifenblase dagegen gibt es für Kinder zu wenig Herausforderung, zu wenig Übung. Mit einem dauerhaft geschwächten Immunsystem als Folge. Dieses wiederum gilt jedoch übrigens als lernfähig – und lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch nachträglich ein Stück weit stärken.
Saubere Sache vs. schmutziges Spiel: Hygienische Richtwerte und Grenzen
Erinnert ihr euch noch an besagtes „Team Steril“ oben aus der Einleitung? Das hat nämlich trotz des – dank all des gesunden Drecks – vor Kraft strotzenden Mikrobioms sehr wohl auch seinen berechtigten Auftritt. Denn wir kommen jetzt zu den Grenzen zwischen tragbar und abträglich, wenn es um die Hygiene unserer Kinder geht. Schließlich ist es ein Unterschied, ob sie durch eine Lacke springen und in der Erde buddeln – oder den Bahnhofsboden abschlecken und mit Taubendreck an den Fingern ihr Kipferl essen.
Expert*innen empfehlen dazu, was der logische Hausverstand uns prinzipiell eh einflüstert – doch es ist natürlich immer beruhigend und bestätigend, es von außen zu hören:
- Für Babys herrscht selbstverständlich ein erhöhtes Maß an Hygiene – weswegen Flascherln auch legitimerweise ausgekocht werden. Abgestürzte Schnuller bitte nicht gutmeinend in den Mund nehmen und dann dem Baby retournieren: Gut möglich nämlich, dass damit erwachsene Kariesbakterien ans Kind weitergegeben werden.
- Ganz normale Sauberkeit gilt als Standard, der weder keimfrei noch grauslich ist. Regelmäßige Körperhygiene und täglich mehrmaliges Händewaschen sollten wir unseren Kindern daher genauso selbstverständlich vermitteln wie das generelle Reinhalten von Haus oder Wohnung – und hier sind vor allem die feuchten Räume wie Bad, WC und Küche wichtig. Denn im Nassen siedeln sich schnell mal genau jene Keime, Pilze und Viren an, die wir genau nicht haben wollen.
- Beim Spielen und Toben muss es nicht gleich der Griff in herumliegende Tierexkremente oder die öffentliche Mülltonne sein. Hier ist natürlich elterliche Achtsamkeit gefragt – und im Notfall ein rasches Eingreifen. Ein Muss ist das Händewaschen nach dem Nachhausekommen und vor sowie nach jedem Essen.
- Desinfektionsmittel haben spätestens seit 2020 einen besonderen Platz in unseren Herzen, Schränken und Taschen inne. Jedoch sind sie meist gar nicht notwendig, und können im schlechtesten Fall auch noch Allergien auslösen. Super sind stattdessen naturbasierte bis hin zu Bio-Putzmitteln bzw. simple Seife. Und warmes bis heißes Wasser. Fertig.
- Auch hinsichtlich unserer besten Freund*innen auf vier Pfoten oder zwei Krallenfüßen gibt es wenig Spielraum, wenn es ums Waschen geht. Schmusesessions mit Hund, Katze, Pferd, Wellensittich und Hase – okay. Danach aber bitte immer gut Gesicht und Hände waschen.
- Und selbstverständlich ist besondere Vorsicht geboten, wenn es um eher krankheitserregende Gegenstände geht – wie gebrauchtes Geschirr, benutzte Taschentücher oder Mistkübel. Hier können wir die Kleinen ruhig darauf sensibilisieren, dass nur aus dem eigenen Glas getrunken und ein rotziges Tempo bitte immer gleich entsorgt werden soll.
Was bedeutet das jetzt für Spielzeug? Dass eine gesunde Balance alles ist, was ihr braucht, um die Spielsachen eurer Kinder ganz entspannt sauber zu halten.
Sauberes Kinderspielzeug: Regelmäßig reinigen, nicht übertreiben
- Bei Babys und Kleinkindern reinigen wir das allein oder auch gemeinsam mit den Krabbelfreund*innen benutzte Spielzeug gerne und am besten direkt nach dem Gebrauch, wenn es nötig ist. Ansonsten alle paar Tage. Dafür einfach ein Tuch und ganz wenig (am besten biologische) Reinigungsmittel verwenden. Das widerspricht nun übrigens auch gar nicht der Ode an Dreck in den ersten Lebensjahren. Denn es liegt ein vehementer Unterschied zwischen guten Bakterien aus Wald und Wiese – und infektiösen Viren durch Speichel und so weiter.
- Bücher mit festerem Einband lassen sich zumindest außen meist vorsichtig mit einem weichen Tuch und einem Tropfen Reiniger säubern.
- Badespielzeug ist leider ein Härtefall. Denn die lustigen Spritztierchen schimmeln in ihrem Inneren. Früher oder später, aber ausnahmslos. Seriösen Forschungen zufolge werden sie dabei zu echten und echt nicht lustigen Keim- und Virenschleudern. (DAS ist Igitt!) Einmal angeschimmelt, bekommt ihr sie auch garantiert nicht mehr rein. Also unbedingt entsorgen. Und/oder vorsorgen – und gleich Badetierchen und Co. ohne Loch kaufen. Die können dann zwar nicht als Spritzpistolen benutzt werden, verbreiten aber auch keine gefährlichen Krankheiten. Das ist sicher sinnvoll.
- Stofftiere wiederum waschen wir, wenn sie sehr geliebt und gekuschelt werden, alle paar Wochen oder Monate – ausschließlich mit sensitivem Waschmittel. Am liebsten (weil leichtesten) natürlich in der Waschmaschine, und zum Schutz der kleinen Bärennasen und Einhornflügel bei möglichst niedriger Temperatur und immer in Wäschesäcken oder Polsterüberzügen. Batteriebetriebene Stofftiere können wir lediglich feucht mit Reinigungstüchern abwischen, das ist natürlich öde. Muss aber auch sein. Grundsätzlich waschbare, aber heikle Plüschlieblinge, die nicht in die Maschine dürfen, genießen ein Schaumbad.
- Und apropos Schaumbad: Unsere Bioblos sind dank ihres Upcycling-Materials jederzeit waschbar – im Gegensatz zu herkömmlichen Holzbauklötzen. Ihr könnt sie also einfach in die Badewanne stecken und danach auf einer Decke oder in der Sonne zum Trocknen auflegen. Das bringt sie garantiert zum Strahlen.
- Und apropos viele kleine Teile: Schmutziges Spielzeug badet grundsätzlich oft ganz gern. Den Trick mit Wanne und Sonnendeck könnt ihr somit auch bei einigen anderen (nicht-elektronischen) Spielewelten aus z.B. Plastik anwenden. Schaut aber am besten punkto Reinigung vorher immer in die Produktinfo. Denn viele Figuren & Co. haben so wie die oben erwähnten Badetierchen mitunter Lücken und Löcher – wo Wasser zwar leicht hinein-, aber nur ganz schlecht oder nicht mehr vollständig hinausrinnt. Hier kann ein Vollbad Schimmel und andere Schäden verursachen.
Saubere Sache? Wir freuen uns immer auch über eure persönlichen Meinungen und eigenen Erfahrungen zum Thema. Schreibt uns gern eine Nachricht.
Fotos: Bioblo